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发表于 30.4.2010 18:53:26
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介绍:
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Der Titel des in Bonn uraufgeführten Stückes von Savyon Liebrecht – die in München geborene Tochter polnisch-jüdischer Holocaust-Überlebender lebt in Tel Aviv – ist eine Paraphrase von Hannah Arendts berühmten in Bezug auf Eichmann geprägter Wendung „Die Banalität das Bösen“. Und es geht um die Liebesbeziehung zwischen der erkenntnishungrigen jungen jüdischen Studentin und dem Philosophen Martin Heidegger. Auch wenn diese Affäre, die sich 1924 in Marburg zwischen der 18-jährigen Studentin und dem verheirateten Professor anbahnte, nach wenigen Jahren verflogen war – Kontakte und Arbeitsbeziehungen pflegten beide über reale und ideologische Grenzen hinweg – nach 1933 wird das NSDAP-Mitglied Heidegger Rektor der Freiburger Universität; die Jüdin Hannah Arendt muss Deutschland verlassen – bis zum Tode Hannah Arendts 1975. Nur ein halbes Jahr später starb auch Heidegger.
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Liebrechts verwebt in ihrem Stück zwei Zeitebenen: Sie zeigt das junge Paar in den zwanziger Jahren, doch sie beginnt mit einem Interview, das ein junger Israeli mit der inzwischen renommierten Professorin in New York wenige Tage vor ihrem Tod führte. Der will sie angeblich für ein Archiv der Jerusalemer Universität als Zeitzeugin befragen. Hannas Arendt willigt ein, verbittet sich aber jede Frage nach Heidegger. Das Interview ist aber nur vorgeschoben, der junge Mann ist der Sohn eines Jugendfreundes; und ihm geht es um nichts anderes als um eben diese Beziehung.
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3 D, n" r$ o8 W3 o) W! ` V+ M- YMit großem Einfühlungsvermögen stellt Liebrecht das filigrane Liebesverhältnis dar, und es gelingt ihr ein differenziertes Bild der geistigen Situation der zwanziger und dreißiger Jahre – ohne billige Aburteilung gerade von Heideggers Wirrungen und seiner Weigerung, sich nach 1945 dafür zu rechtfertigen: Nicht er habe sich zu entschuldigen, sondern Hitler habe sich bei ihm zu entschuldigen für den Verrat an einer Idee. % o/ I, s) f" X3 x0 g. B, Q
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In Stefan Heisekes Bonner Inszenierung spielen Maria Munkert die junge und Anke Zillich die alte Hannah Arendt, York Dippe ist der junge und Rolf Mautz der alte Heidegger, Arne Lenk spielt den Jugendfreund Mendelssohn und dessen Sohn. Das ganze Geschehen spielt auf offener Bühne, die nach hinten von einem Prospekt der Klagemauer von Jerusalem begrenzt ist (Bühne: Ariane Salzbrunn). Hier finden sich immer mal wieder alte Männer zum Gebet ein, während vorne in den Szenen der zwanziger Jahre eine kleine Hütte aus dem Bühnenboden gefahren wird – das Refugium der Liebenden. Die Inszenierung ist keineswegs nur ein gedankenschwerer Exkurs in die Geistesgeschichte, sondern es ist auch eine Liebesgeschichte mit allem, was dazu gehört: Maria Munkert als lebenslustige Studentin, sie kommt mit dem Fahrrad auf die Bühne geradelt, und York Dippe als charmanter, aber etwas linkisch wirkender Gelehrter im Heidegger-Typischen Knickerbocker, und Arne Lenk in der undankbaren Rolle des sich im Liebeskummer verzehrenden Jugendfreundes. In einer ausverkauften Repertoirevorstellung wenige Wochen nach der Premiere konnte man die sprichwörtliche Stecknadel zu Boden fallen hören, so intensiv und hochkonzentriert folgte das Publikum der Geschichte. Eine starke Inszenierung mit überzeugenden Darstellern. |
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